
Und hier der zweite Teil zu unserem IntensivThema: die perfekte Anzeige :-)
Ich möchte Euch gerne noch eine weitere Möglichkeit vorstellen, wie ihr generell den Fokus auf den Gegenstand verbessern könnt:
Im Video seht ihr Bella und sie soll den Handtarget (Nase an die Hand drücken und ganz ruhig halten = "Pattex") machen.
Nach einigen Wiederholungen versucht Kerstin sie aus der Pattex-Position zu locken: sie kramt also in der Tasche, holt einen Keks raus, hält den Keks neben Bellas Schnute,
lässt auch mal einen Keks fallen oder bewegt die Futterhand um Bellas Kopf herum. Bella soll all diesen Versuchungen standhalten und sich nur auf den Handtarget konzentrieren.
Das wird natürlich immer sehr belohnt. Verlässt sie den Target oder wackelt oder schielt zu doll in Richtung Ablenkung, dann kommt ein Fehlerwort und Bella bekommt eine neue Chance.
Warum Handtarget und nicht gleich am Gegenstand üben?
Ihr könnt das gerne auch direkt am Gegenstand üben. Manchmal bietet es sich aber an, das Handling, das Prinzip der Aufgabe und die Fehler, die passieren können, erstmal an etwas anderem auszuprobieren - ohne das wir uns am Suchgegenstand stressen oder den Hund irgendwie verunsichern. Der Handtarget als ähnlich statische Übung bietet sich da sehr an.
Klappt das Fokustraining am Handtarget gut, könnt ihr das ganz einfach auf den Suchgegenstand übertragen, ohne die ganzen "Fehlerchen" mitzumachen :-)
Gerade für die hibbeligen Hunde ist dieses Training enorm wichtig, um zu verstehen, was eine ruhige Anzeige ist.
Was beim Training natürlich immer eine große Rolle spielt, ist die Form der Belohnung. Auch hier hat man mit den verschiedenen Varianten ganz verschiedene Möglichkeiten das
Anzeigeverhalten seines Hundes nachhaltig zu beeinflussen.
Dabei ist es sinnvoll, für seinen Hund mal eine Liste zu erstellen, was als Bestätigung in der Anzeige überhaupt in Frage kommt: was macht den Hund relativ ruhig und fokussiert,
was lässt ihn vor lauter riesiger Erwartungshaltung noch unruhiger werden?
Trockenfutter stückchenweise einzeln geben oder eine ganze Hand voll ausfressen lassen? Futtertube? Geworfene Futterstücke in die Nähe des Hundes? Externe Belohnungen? Spielzeug?
Nah am Gegenstand belohnen oder etwas weiter weg, sodass der Hund wieder neu in die Anzeige kommen muss?
Futterhand im Sichtbereich des Hundes oder nicht?
Das Lob euphorisch und schwungvoll oder lieber ruhig und langgezogen?
Streicheln ja oder nein?
Hier ein Trainingsvideo mit Bella:
Bella ist ein sehr hibbeliger Hund und ihre Anzeige ist noch sehr unruhig. Das Fokustraining macht sie bereits sehr schön. Beim Belohnen in der Anzeige ist uns aufgefallen, das sie regelrecht gestresst wirkt, wenn Kerstin beim Belohnen zu dicht an ihr dran ist. Sie wird dann immer unruhiger und verlässt manchmal sogar den Gegenstand.
Wir haben nun versucht, das Kerstin bei der Anzeige erstmal hinter Bella bleibt und das Futter nach dem Click in Bellas Richtung wirft. Steht sie dann auf, um sich das Futter zu holen, ist das überhaupt nicht schlimm. Der Click hat ja den richtigen Moment der Anzeige genau markiert.
Außerdem wird sie pro Suchdurchgang nicht zu oft am Gegenstand belohnt, weil sie nach jeder Belohnung hibbeliger wird. Nach einer superguten Anzeige gibt es einen kleinen Jackpot: bei Bella ist das Losrennen dürfen - weg vom Gegenstand zur Futterbelohnung :-)
Wer genau hinhört, bemerkt vielleicht, das Kerstin den Clicker etwas verhalten auslöst. Auch das hilft Bella, den Fokus besser beim Gegenstand zu lassen.
Sie kennt den Clicker auch in anderen Trainingsbereichen und hat da natürlich eine extrem hohe Erwartungshaltung. Das verlangsamte Auslösen des Clickers hilft ihr sehr.
Und ihr seht, das Kerstin mit einem Fehlersignal arbeitet:
Ist Bella zu unruhig, leckt oder stupst an den Gegenstand, kommt das Fehlerwort. Korrigiert sie sich dann und hält eine kurze Zeit die Nase wie gewünscht ruhig und fokussiert am Gegenstand, kommt der Click und die Belohnung.
Ein Fehlerwort hat viele Vorteile, aber birgt auch paar Gefahren im Training mit dem Hund.
Genau wie der Clicker dem Hund sagt "DAS ist richtig", sagt das Fehlerwort "DAS möchten wir nicht sehen" ;-) Man muss es genauso gut timen, wie den Clicker, damit der Hund sein Verhalten damit in Verbindung bringen kann.
Und man sollte ganz genau aufpassen, das man nicht in die Fehler-Sprirale gerät: der Hund zeigt ein richtiges Verhalten, wir warten regelrecht auf den Fehler, geben das Fehlerwort, der Hund macht es wieder richtig und wir belohnen. Da trainieren wir uns ganz schnell eine Kette auf: ruhig - unruhig - ruhig - Click & Belohnung. Die Hunde lernen solche Ketten ja leider sehr schnell. Beobachtet Euch also sehr genau.
Wenn ihr also mit einem Fehlerwort arbeitet, sollte das natürlich nicht Bestandteil jeder Suche und Anzeige sein.
Bemerkt ihr, das ihr das Fehlerwort ziemlich häufig benutzt, dann setzt Eure Belohnungskriterien anders:
Macht der Hund dreimal hintereinander den gleichen Fehler (z.B. lecken beim Hinlegen am Gegenstand), dann hat er entweder noch nicht richtig verstanden, wie die richtige Anzeige aussehen soll oder aber er hat es als Bestandteil einer Kette gelernt (lecken - Fehlerwort - kein Lecken - Click und Belohnung.
Beim Verwenden eines Fehlerwortes besteht außerdem die Gefahr, das der Hund keine genauen Informationen von uns darüber bekommt, was wir eigentlich wollen. Wir sind ganz schnell dabei zu sagen "so nicht" und der Hund hat noch ganz viele andere "falsche" Alternativverhalten, die er uns stattdessen zeigen kann. Also lieber kleinschrittig und genau das gewünschte Verhalten herausarbeiten, damit der Hund jederzeit weiß, was er tatsächlich tun soll.
Um dem Hund noch stärker zu verdeutlichen, das manche Verhaltensweisen mehr als nur zu einem Fehlerwort führen, könnt ihr auch mit einem kurzen Abbruch arbeiten. Hier müsst ihr schauen, ob Euer Hund eher zu den Sensiblen gehört und davon auch die Form des Abbruches abhängig machen.
Für den Abbruch gibt es zwei Möglichkeiten: (bei beiden Varianten habe ich immer eine dünne Leine am Hund, um ihn sanft rauszunehmen aus der Suche)
- Schade-Signal beim Fehler und sofort rausnehmen, kurze Pause und nochmal neu ansetzen (so wie bei Bella im Video, als sie sehr extrem leckt und stupst)
- Schade-Signal beim Fehler und nun ganz sanft ein Stückchen von seinem Gegenstand wegziehen - sagen wir mal eine Hundelänge - und anschließend sofort wieder hinlassen - sobald der Hund ohne den Fehler anzeigt, sofort Click und Party :-)
Die zweite Variante ist nicht ganz so abbruchmäßig für den Hund, er bekommt sofort eine neue Chance!
Bei Bella sieht man nach dem Abbruch, das sie den Gegenstand zwar erst erneut anzeigt und dann aber eine ganze Weile meidet. Der Abbruch hat sie ein bisschen aus dem Konzept gebracht. Achtet da wirklich sehr genau auf Eure Hunde und macht einen Abbruch aus der Suche oder Anzeige nicht zu oft!
Welche Fragen habt ihr noch zur perfekten Anzeige? Wie läuft das Training?
Wie bei allen Bausteinen im Training ist es so, das diese regelmäßig wiederholt und aufgefrischt werden müssen, damit sie im Hundehirn verankert bleiben. Vernachlässigt also die Anzeige nicht. ;-)
Baut immer mal wieder ganz einfache Suchen ein, bei den ihr den Schwerpunkt auf eine tolle, fokussierte Anzeige legt.
Bemerkt ihr im sonstigen Training, das die Anzeige ein wenig "leidet", dann arbeitet wieder gezielt daran! Was man nicht trainiert, kann der Hund nicht zuverlässig abrufen.
Und: verlangt die SuperAnzeige erst nach einer längeren Suche, wenn sie in kleinen Suchen ganz zuverlässig klappt. Es ist immer schade, wenn der Hund sehr schön und ausdauernd sucht,
findet und dann einen kleinen Fehler bei der Anzeige macht und wir deswegen mit dem Trainingsverlauf unzufrieden sind. ;-)
Viel Spaß beim Üben! :-)
